Michaela berichtet von Ihrer „Reise ohne Ende“ und gibt Tipps für Alleinreisende und mutige Abenteurer

Was war der Funke, der deine Reise-Leidenschaft entfacht hat?

michiumdiewelt reise blog Ich liebe es eigentlich schon von klein auf zu verreisen. Obwohl unsere damaligen jährlichen Familienurlaube wenig mit einer Langzeitreise zu hatten. Meistens fuhren wir für ein bis zwei Wochen nach Kroatien. Meine Eltern bevorzugten stets den abenteuerlichen Reisestil. Also da war nichts mit Hotel und All-Inclusive Anlage, es wurde ganz einfach gecampt. Am Abend machten wir dann ein Lagerfeuer vor dem Zelt und grillten einen Fisch oder Garnelen, während hunderte Grillen um uns herum zirpten – traumhafte Kindheitserinnerungen sind das. Mein Bruder und ich konnten es immer kaum erwarten, wieder in den Urlaub zu fahren. Wir zählten schon Monate davor die Tage.

Im Jahr 2013 startete ich das erste Mal einen richtigen Backpacking Trip. Keine Pauschalreise, kein Koffer, nichts vorher gebucht – einfach so drauf los. Von der Neugier auf die große weite Welt und der Lust auf Abenteuer getrieben, ging es gemeinsam mit meiner Freundin Jenny für ein Monat nach Bali und Lombok – wir waren bloß mit unseren Rucksäcken bewaffnet. Vor Ort mieteten wir dann Mopeds, was Dank der Hilfe unseres Couchsurfing Gastgebers ein richtiges Schnäppchen war. In einem dementsprechenden Zustand waren die Dinger natürlich auch. Erschwerend kamen noch unsere miserablen Moped-Fahrkenntnisse hinzu. Von dem verrückten Straßenverkehr in Indonesien möchte ich erst gar nicht zu erzählen beginnen. Kurz gesagt: es war ein absolutes Abenteuer. Es erweckte ein unheimliches Freiheitsgefühl in mir, die traumhaften Küstenstraßen Lomboks nur in kurzen Shorts und T-Shirts entlang zu düsen und nicht zu wissen, was die nächsten Stunden bringen werden. Alle Sorgen von zu Hause und jeglicher Stress schienen so unendlich fern.

Wir hatten tagtäglich die unvergesslichsten Erlebnisse und machten viele neue Bekanntschaften. Unter anderem lernten wir ein junges Mädel aus Deutschland kennen. Mit ihr reisten wir einige Tage gemeinsam durch die Gegend. Diese junge Frau weckte mein Interesse, weil sie bereits seit einem Jahr alleine auf Weltreise war! Für diesen Mut erhielt sie meine vollste Bewunderung. Niemals hätte ich mir das bei mir selbst vorstellen können. Doch von da an schien ein Traum in mir erwacht zu sein. Dieser Backpacking Trip nach Indonesien hat das Reisefieber in mir geweckt. Immer mehr begann ich darüber nachzudenken, ob ich vielleicht nicht doch auch im Stande sei, eine richtige Weltreise zu machen – alleine! Still und heimlich begann ich zu planen wie ich diesen Traum zur Wirklichkeit werden lassen könnte. Zwei Jahre später war es dann auch schon so weit.

 

Wieso hast du angefangen „ohne Ende“ zu Reisen?

afrika reise ugandaNaja, also nachdem ich mir diese Weltreise in den Kopf gesetzt hatte, plante ich erstmals ein halbes Jahr dafür ein. Eine gute Freundin gab mir jedoch den Rat, mindestens für ein Jahr zu verreisen, da die Zeit sowieso immer viel zu schnell verginge und ich so etwas nur einmal im Leben machen würde – ja damit hatte sie irgendwie recht. Also ein Jahr. Ich ging zu meinen Vorgesetzten und suchte um ein Sabbatjahr an, welches mir leider nicht genehmigt wurde. Ich könnte aber ein Jahr unbezahlten Urlaub haben. Das ist natürlich die bequemste Lösung für jeden Arbeitgeber, da er in dieser Zeit auch keine Sozialleistungen für einen einzahlen muss. Es ist also wie eine Kündigung, bloß dass man die fixe Zusage hat, danach wieder dort anfangen zu können. Aber gut, besser als gar nichts. Ich machte mir einen groben Plan, buchte aber keine Flüge im Voraus, da es mir extrem wichtig war, so spontan wie möglich sein zu können. So, wo sollte ich nun am besten anfangen?

Asien oder Afrika wären am naheliegendsten. In Asien war ich schon zweimal. In Afrika war ich genau gesagt auch schon drei mal, aber das würde ich nicht unbedingt zählen – es waren nämlich All-Inclusive Urlaube in Ägypten, wo die Hotelanlage kaum verlassen wurde. Aber was ist eigentlich das richtige Afrika? Bei dem Gedanken daran fiel mir zu allererst der Begriff Safari und arme, hungernde Kinder ein. Sonst wusste ich so gut wie nichts über diesen Kontinent. Kann man dort einfach so mit dem Rucksack reisen oder ist das viel zu gefährlich? Ich begann mich im Internet und diversen Reiseführern über diesen Kontinent zu informieren. Außerdem las ich einige Erfahrungsberichte von Leuten, die durch Afrika gereist sind. Und siehe da: Backpacking scheint doch glatt möglich zu sein. Von da an war mir klar, wo ich meine Reise starten werde. Nachdem ich stundenlang sämtliche Billigflug-Suchmaschinen durchforstet habe, wusste ich auch in welchem Land ich beginnen werde: Uganda. Es gab einen der billigsten Flüge dorthin und es war eines der Länder, von dem ich wirklich so gut wie nichts wusste.

Nachdem ich dort angekommen war und meinen ersten Kulturschock überwunden hatte, begann ich diesen Kontinent zu lieben: die Freundlichkeit der Menschen, die Kultur, die Landschaft, die Tiere – alles einfach. Doch es stresste ich ein wenig, da ich maximal zwei Monate für Afrika eingeplant hatte und dann aber schon zwei ganze Monate nur in Uganda verbrachte. Ich wollte definitiv noch mehr von Afrika sehen. Wie sollte sich denn da bloß eine ganze Weltreise in nur einem Jahr ausgehen? Und die Zeit verging wirklich rasend schnell. Ich beschloss, dass es am besten ist, ohne Stress zu reisen. Kurzerhand schrieb ich deshalb eine Mail an meinen Arbeitgeber, dass ich hiermit kündige. Von nun an begann ich meine Freiheit erst in vollen Zügen zu genießen – es gab keine Verpflichtungen mehr für mich. Das war nun Freiheit pur!

 

Hattest du Angst vor deiner Reise?

abenteuer reise welleNein. Natürlich war ich ordentlich aufgeregt, aber Angst war es nicht. Obwohl mir meine Bekannten und Verwandten wirklich versuchten mit allen Mitteln Angst zu machen. Für sie war meine Idee, den Trip in Afrika zu beginnen, pure Leichtsinnigkeit. Ich zeigte mich von ihren Warnungen aber eher unbeeindruckt – was wollen die mir denn über Afrika erzählen, wenn sie noch nicht einmal dort waren? Und ich behielt recht, so gut wie keines ihrer Vorurteile bestätigte sich.

 

Was war dein größtes Reise-Abenteuer?

Hadzabe stamm tansaniaHadzabe stamm tansaniaDa war so vieles. Ich verbrachte einige Tage in einem Massai-Dorf in Tansania und trank dort frisches Ziegenblut.Ich lebte eine Woche in Uganda in einem Dorf fernab jeglicher Zivilisation ohne Strom und ohne fließend Wasser. Ich stand ewig lange an der Grenze Botswana-Namibia bei 40°C  auf der Straße zum Autostoppen – es gibt dort nämlich keine Öffis. Ich wanderte einige Tage mit einem Einheimischen durch Lesotho und wir schliefen in Höhlen. Ich verbrachte eine Woche auf einer Fähre am Amazonas und schlief dabei in einer Hängematte zwischen hunderten Einheimischen. Ich schwamm im Amazonas inmitten von Piranhas und Krokodilen. Ich besuchte einen Schamanen am Amazonas mitten im Dschungel und machte dort eine Ayahuasca Zeremonie, und so weiter und so fort 😉

Hadzabe stamm tansania Hadzabe stamm tansania

Das beeindruckendste Erlebnis war für mich aber der Besuch eines sehr ursprünglichen Stammes,  den Hadzabe in Tansania. Diese leben bis zum heutige Tag noch in Höhlen. Das hat mich natürlich von Anfang an brennend interessiert – ich liebe solche ursprünglichen Bevölkerungsgruppen, die noch weitab des Massentourismus leben. Durch glückliche Zufälle bekamen mein damaliger Reisebegleiter Alex und ich den Kontakt eines Mannes namens JJ, der ganz in der Nähe der Hadzabe lebt. Hier könnt ihr die ganze Story lesen.

 

Was rätst du anderen Reise-Interessierten die Angst vor dem Alleine Reisen haben?

Auch ich hatte ordentlich Bammel davor, ganz alleine zu verreisen. Diese Weltreise war immerhin auch meine erste Reise ganz alleine. Doch andererseits hat mir genau dieser Gedanke auch imponiert. Ich habe vor Kurzem einen Artikel zum Thema Alleinreisen geschrieben, der sehr hilfreich sein kann, falls jemand seine Bedenken hat alleine zu verreisen.

 

Wie hat das mit der Kommunikation geklappt? Sprichst du viele Sprachen oder hast du ein paar Tipps für andere Reisende?

Wanderung in den Bergen mit MichaelaAm Anfang meiner Reise waren nicht einmal meine Englisch-Kenntnisse besonders berauschend, aber das hat sich im Laufe einiger Wochen rasant verbessert. Immerhin ist dies die Sprache, mit der man meist mit anderen Backpackern kommuniziert und die auch meist vom Hostelpersonal gesprochen wird. Ich versuchte aber auch immer die wichtigsten Wörter und Sätze in der entsprechenden Landessprache zu lernen. Denn beispielsweise am lokalen Markt kann man nicht davon ausgehen, dass die Einheimischen englisch sprechen, außerdem bekommt man meist auch einen besseren Preis, wenn man die jeweilige Sprache spricht. Was haben sich doch die Frauen in Tansania am Markt immer gefreut, als ich sie mit meinen paar Brocken Swahili überrascht habe. Mittlerweile reise ich bereits seit 10 Monaten durch Lateinamerika. Anfangs redete ich so gut wie kein Spanisch und mittlerweile traue ich mich zu behaupten, dass es schon besser ist, als mein Englisch anfangs. Mein Rat also: Auf alle Fälle wenigstens ein klein wenig die vorherrschende Sprache studieren, man muss ja nicht täglich stundenlang büffeln, aber Grundkenntnisse sind auf alle Fälle zu empfehlen. Und sonst hat man ja auch noch Hände und Füße zum Kommunizieren 😉

 

Gibt es etwas das du gar nicht am Reisen magst?

Das ewige Rucksack ein- und auspacken.

 

Ist ein Ende der Reise in Sicht – wirst du vielleicht auch „müde“ vom reisen?

Klar, manchmal hat man einfach auch Tiefpunkte und ist müde von dem ständigen Orts- und Kulturwechsel. Man vermisst seine Familie und Freunde, ein sauberes Bett, das gute Essen zu Hause, die Pünktlichkeit und die Ordnung im eigenen Heimatland, usw. Man trifft oft über lange Zeit keine netten Reisebekanntschaften. Oder es geht einem einfach nicht gut und man möchte sich einfach nur ausheulen – leider ist aber keine Freundin weit und breit. Und über das Telefon ist es nicht das selbe. Ja, diese Momente kommen natürlich und da würde man sich dann am liebsten ins nächste Flugzeug setzen und heimfliegen. Aber diese Phasen sind – zumindest bei mir – meist nur von kurzer Dauer. Und ich denke sie sind absolut normal und auch völlig okay. Auch zu Hause ist man nicht immer himmelhoch jauchzend. Aber im Großen und Ganzen bin ich noch ganz und gar nicht müde vom Reisen und würde am liebsten mein ganzes Leben so verbringen. Aber natürlich wird auch das Reisebudget nicht mehr und wenn dieses irgendwann am Ende ist, werde ich wohl oder übel nach Hause müssen 😉

 

Du hast knapp 5.000 Fotos auf deinen Reisen gemacht – Wie hältst du Momente oder Gefühle fest, in denen die Kamera nicht dabei ist oder die man nicht in ein Foto fassen kann?

Prinzipiell schreibe ich fast täglich einen kleinen Bericht mit allen Highlights in meinen Blog. Er ist somit auch eine Art Reisetagebuch. Da er aber öffentlich ist, kann ich natürlich nicht alles reinschreiben – immerhin lesen ja auch meine Eltern und Verwandten mit 😉 Diese Momente und Gefühle behalte ich somit nur in meinem Gedächtnis – oder erzähle sie meiner besten Freundin.

 

Hast du manchmal Angst Dinge zu vergessen?

Ja, manchmal habe ich tatsächlich Angst etwas zu vergessen. Bei so einer Weltreise erlebt man einfach tagtäglich neue Abenteuer, wobei es schon sein kann, dass man bestimmte Details vergisst. Aber ich versuche so viele Fotos wie nur möglich zu machen und alles Wichtige in meinem Reiseblog nieder zu schreiben.

 

Wie hoch ist dein Reisebudget und wie viel ist noch über?

Ich startete mit etwa 25.000 Euro und habe nach fast eineinhalb Jahren des Reisens etwa die Hälfte verbraucht. Dazu muss ich sagen, dass ich anfangs um Einiges mehr brauchte und nun nach und nach herausgefunden habe, wie man Kosten spart und billiger reisen kann.

 

 

Erzähl uns noch etwas über dich und was Leser auf deinem Blog erwatet ?

abenteuer krokodil nachtsMein Name ist Michaela, ich bin 28 Jahre alt, komme aus einem kleinen Städtchen inmitten der Alpen Österreichs und bin nun schon seit fast eineinhalb Jahren auf Weltreise. Mit meinem Rucksack und viel Optimismus im Gepäck ging es am 27. September 2015 mit dem Flugzeug in das Herz Afrikas: Uganda. Ich reiste dort für 6 Monate über den Landweg bis nach Südafrika. Weiter ging es für sechs Monate nach Zentralamerika und Mexiko. Mittlerweile bereise ich bereits seit fünf Monaten Südamerika, wobei ich mich im Moment in Ecuador befinde. Das Ende steht weiterhin in den Sternen.

Auf meinem Blog führe ich ein fast tägliches Reisetagebuch, wo ihr meine Abenteuer detailliert nachlesen könnt. Außerdem ist immer viel Bildmaterial mit dabei. Ich habe einige sehr wertvolle Tipps zum Backpacken zusammengestellt, wie z.B. Vorbereitung einer Weltreise, Packliste, Gesundheitliches, Informationen zu denn einzelnen Ländern, usw. Für die nicht so Lesefreudigen gibt auch Fotoalben mit jeder Menge Bildmaterial. Da ich mit geringem Budget und großteils abseits der abgetretenen Touristenpfade reise, findet ihr auch viele Indsidertipps. Es werden also nicht nur die typischen Destinationen, die ihr auch im Lonely Planet oder anderen Reiseführern nachlesen könnt, abgefertigt.

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