Die erste Reise, auf der ich das erste Mal anfing mir Notizen zu machen, war 2012 ein achtwöchiger Urlaub mit meiner Schwester nach Neuseeland. Schon vor dem Antritt der Reise wurde kräftig geplant: welche Route wir fahren würden und welche Orte wir unbedingt besuchen wollten. Meine Schwester hatte ganz konkrete Vorstellungen und hatte sich vorher genau informiert, während ich mich eher vom Zufall treiben lassen wollte. Bepackt mit einem aktuellen Neuseeland Reiseführer, in den wir schon ordentlich hinein gekritzelt hatten, 3 DinA4-Blätter Info, 2 Handys und Backpacker-Gepäck legten wir los.
Unvergesslich: Wie aus einem Erdbeben etwas Gutes entstand
Von Dubai aus mit Emirates Airlines landeten wir im Februar 2012 auf der Südinsel Neuseelands in Christchurch. Gleich beim Betreten des Hotels (das einzige während der ganzen Reise) sah ich die zerbrochenen Scheiben, die das letzte Erdbeben verursacht hatte. Huch, da wurde mir schon ein bisschen mulmig. Als wir am nächsten Tag in die Stadt gingen und die Innenstadt nicht betreten durften – abgesperrte Straßenzüge, vom Einsturz gefährdete Hochhäuser – erst da wurde mir bewusst, was ein Erdbeben anrichten kann. Ein bedrückendes Gefühl überkam mich, und ich wollte eigentlich schnell wieder weg. Den Einfallsreichtum der Bewohner von Christchurch bewundere ich jedoch heute noch. Sie hatten die Cafés und Geschäfte der gesperrten Innenstadt mit Hilfe von bunten Containern wieder aufgebaut. So ist ein moderner, stylischer Stadtteil mit einem ganz eigenen Charme entstanden. Scheinbar hat es nicht nur mir gefallen, denn in Dubai wurde genau das gleiche Konzept in der Boxpark Mall umgesetzt.
Klangvolle Namen, die man sich einfach notieren muss
Von Christchurch aus fuhren wir Richtung Süden. In unserem Mietwagen, die Straßenkarte auf den Knien, war ich zunächst Beifahrerin und Navigator – bei dem Straßennetz Neuseelands ein eher einfacher Job. Unser nächstes Ziel war Oamaru, mit einem Abstecher zum Lake Tekapo. Und während ich die Karte studierte, merkte ich zum ersten Mal, dass ich mir diese klangvollen, exotischen Ortsnamen NIE alle merken würde: Tekapo, Purakanui, Moeraki, Owaka, Te Anau, Wanaka und Hokitika sind nur ein paar davon. Deshalb fing ich an, mir die Orte, die wir besuchten, in meinem kleinen Taschenkalender zu notieren. Dazu Stichwörter und Anekdoten der Dinge, die ich besonders interessant fand. Heute bin ich sehr froh darüber, denn dank meiner kleinen Notizen, kann ich mich immer wieder an diesen außergewöhnlichen Urlaub am anderen Ende der Welt erinnern.
Plötzlich sind Erinnerungen gegenwärtig
Grund dazu hatte ich im Februar, als über 300 Grindwale bei Farewell Spit strandeten. Farewell Spit ist eine schmale Landzunge im äußersten Norden der neuseeländischen Südinsel, die die nördliche Eingrenzung der Golden Bay bildet. Meine Schwester und ich machten dort einen langen Spaziergang entlang der Bucht, als es auf einmal tierisch stank. Mit zugehaltenen Nasen stapften wir tapfer weiter. Es musste sich um ein verendetes Tier handeln. Farewell Spit ist leider bekannt für Strandungen von Walen. Wir sahen zwar keinen Kadaver, aber der Gestank war kaum zu ertragen. Es muss furchtbar gewesen sein, als die vielen Tiere im Februar dort verendeten.
Ein Wort, um sich an eine ganze Geschichte zu erinnern
Te Waikoropupu ist auch ein Name, den ich mir aufgeschrieben habe, und der einem sehr eindrucksvollen Ort Neuseelands gehört. In der Nähe von Takaka besuchten wir diesen heiligen Ort der Maori. Die Waikoropupu Quelle ist ein kleiner See mit kristallklarem Wasser, in dem es sanft sprudelt. Aber man sollte sich nicht täuschen, die Quelle ist für ihren extrem hohen Wasserausstoß (14.000 Liter/Sekunde) bekannt, der eine ganze Großstadt mit Wasser versorgen könnte.
Der Legende nach ist die Waikoropupu Quelle der Wohnort des weiblichen Fabelwesens Huriawa, das tief unter Land und Wasser reist und verstopfte Wasserwege reinigt. Die Maori glauben, dass sie in der Waikoropupu Quelle ruht, wenn sie nicht unterwegs ist. Meine Schwester und ich waren alleine dort. Es war mucks-mäuschen still und man hörte nur das sanfte Plätschern der Quelle. Huriawa erspähten wir aber leider nicht.
Die Maori-Kultur ist reich an solchen Geschichten. Auch dazu habe ich mir ein paar Aufzeichnungen gemacht. So wird nämlich auch die Schöpfung Neuseelands in einer Legende beschrieben: Eines Tages angelte der Halbgott Maui einen Fisch, der so groß war, dass es die Kraft von Maui und seinen Brüdern brauchte um ihn einzuholen. Dieser Fisch bildet die Nordinsel ab, mit dem Schwanz im Norden und dem Kopf im Süden. Sie wird von den Maori Te Ika a Maui (Maui‘s Fisch) genannt. Die Südinsel heißt Maui‘s Waka, was Kanu bedeutet.
Was bleibt sind die Erinnerungen
Neuseeland ist ein wunderbares und geheimnisvolles Land. Es gab so viele überwältigende Momente und Begegnungen, an die ich mich heute vielleicht nicht mehr erinnern würde. Zum Glück aber haben Neuseelands fremd-klingenden Namen mich dazu bewegt, Dinge zu notieren und meine Erinnerungen fortan aufzuschreiben. Als Bloggerin weiß ich heute, dass aus einer Erinnerung nicht immer gleich eine Geschichte entstehen muss; aber ohne meine Aufzeichnungen würden so viele wunderbare Momente einfach in Vergessenheit geraten.
Über Sonjas Reise-Leben
Ich reise, seit ich denken kann: als Kind zu meiner Oma, als Jugendliche mit Freunden durch Deutschland und später beruflich durch die ganze Welt. Seit fünf Jahren reise ich zum puren Vergnügen. Vor drei Jahren, als ich mit drei anderen Frauen unseren Blog ohfamoos gründete, habe ich begonnen über meine Reisen zu schreiben. Heute schreibe ich fast jeden Tag und die Erlebnisse und Bekanntschaften meiner Reisen inspirieren mich. Sie geben mir immer wieder neue Impulse und frische Ideen.